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Thomas Fatzinek: Die Schönheit der Verweigerung

Ein paar Zeilen über die Schlichtheit der Schönheit: Eine kleine Rezension und eine große Empfehlung

Vorweg: Als Freund und auch Laudator von Thomas Fatzinek (siehe hier) bin ich natürlich kein neutraler Rezensent. Dennoch kann ich sagen: Meine Gefühle für dieses Buch sind ehrlich und ich würds nicht über den grünen Klee loben, wenn es nicht dort hingehören würde.

Der neue Band von Comic-Meister Tommy Fatzinek befasst sich mit Krieg, KZ und Widerstand im Salzkammergut und dem Ausseer Land, vor allem in der Region um das Tote Gebirge. In Tusche und Aquarell liefert der Band biographische Skizzen und kleine Geschichten über die wenig bekannten „PartisanInnen der Berge“. Neben dem populären Sepp Plieseis würdigt Fatzinek die weniger bekannten HeldInnen wie Marianne Feldhammer, Agnes Primocic oder Maria Ehmer. Er erzählt vom KZ Ebensee. Es erzählt vom „Igel“, dem Versteck der Verfolgten im Toten Gebirge, und seinen BewohnerInnen: von jenen, die lieber ein Leben in Fels, Eis und Schnee und steter Todesgefahr lebten, als sich den Nazis zu beugen.

Fatzinek verzichtet in Wort und Bild auf jede Effekthascherei. Wer die Region kennt, bemerkt aber einige Male die Liebe zu geographischen Details. Es ist ein schlichtes, ein bescheidenes Buch, und das macht seine Größe aus. Man kann es in einer halben Stunde lesen, wird es aber wieder zur Hand nehmen. Am besten vor Ort. Das Buch nimmt sich selbst nicht so wichtig. Sein Thema umso mehr.

Thomas Fatzinek: Die Schönheit der Verweigerung. Biographische Skizzen des Widerstandes im Salzkammergut
Bahoe Books, Wien 2018

Elfriede Grünberg-Preis für Thomas Fatzinek

Der Elfriede Grünberg-Preis der Welser Initiative gegen Faschismus ging heuer unter andrem an Tommy Fatzinek – ich durfte die Laudatio halten – leider in Abwesenheit…

Lieber Thomas Fatzinek, lieber Tommy!

Als wir uns vor rund 20 Jahren kennen lernten, ahnte ich noch nicht, dir einmal eine Laudatio zu halten. Oder auch nicht zu halten, da ich ja heute arbeiten muss – aber vom Antifaschismus allein kann man ja nicht leben, wie du weißt. Und drum heißt es bei dir: „Nach Abbruch der Schule und einer Lehre als Lithograph folgten Tätigkeiten als (u. A.) Altenhelfer, Häftlingsbetreuer, Lagerarbeiter, Siebdrucker, Spengler, Leiharbeiter, Scanner Operator, Briefträger und Zugfahrer im Zoo Schönbrunn.“

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Auch wenn insbesondere der letztere Job reizvoll klingt, dein Interesse galt stets mehr der Politik, der Geschichte, und wie man diese künstlerisch vermitteln kann: In deinem Fall durch Comics. Und an dieser Stelle sei eingeworfen, wer den künstlerischen Stellenwert solcher Zeichnungen für gering hält, der kann deine noch nicht gesehen haben.

„Der Künstler hat dort „Au“ zu schreien, wo es den anderen weh tut“, das hat er österreichische Liedermacher Georg Danzer mal gesagt. Ich möchte diesen Gedanken weiterspinnen: „Die Künstler haben an die zu erinnern, die andere schon vergessen haben“. Besonders an die, deren Leben gelebt wurden, an die, die uns ein Beispiel gaben und geben; ein Beispiel wie man anständig lebt.
Und so danken wir dir heute für die literarisch-zeichnerischen Denkmäler, die du ihnen gesetzt hast:
Den kämpfenden ArbeiterInnen des Februar 1934 in „Als die Nacht begann“, das demnächst auch verfilmt werden soll.

Der österreichischen Schauspielerin und Schriftstellerin Elisabeth «Lili» Grün, die 1942 als Sozialistin und Jüdin von den Nazis ermordet wurde, in „Schwere Zeiten“.

Über den Widerstand in Auschwitz in „Notizen zu Hermann Langbein“.

Über die US-amerikanischen anarchistischen Gewerkschafter Sacco und Vanzetti in „Ein alte Geschichte“.

Und wir danken für die vielen in der Form kleinerer, und dennoch großer anderer Geschichten sowie für dein jahrzehntelanges Engagement in der antifaschistischen Bewegung.