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Hip Hop und Judenhass

Leider kein Einzelfall sind die beiden in Graz wegen Verhetzung verurteilten Rapper Yasser & Osman. Antisemitismus hat Tradition in Teilen der Szene
„An alle Brüder“ heißt der Track, der den beiden Grazern fast 150 000 Klicks auf youtube, jede Menge Presse und schlussendlich eine nicht rechtskräftige Verurteilung zu bedingten Haftstrafen wegen „Verhetzung, Aufforderung zu terroristischen und strafbaren Handlungen“ einbrachte. Beachtenswert ist der internationalistische Antisemitismus, den nicht nur die beiden, sondern ein nicht kleines Umfeld von UnterstützerInnen zum Ausdruck bringen. Die Marginalisierten und die, die es noch werden wollen, haben die jüdische Weltverschwörung als Ursache ihres Elends ausgemacht. Eine bunte Mischung aus Vulgär-Islam und Vulgär-Sozialismus, aus der Pseudo-Religiösität mutmaßlich geläuterter Kleinkrimineller, Machismus und Ghettosolidarität wird via Hip Hop zum Ausdruck gebracht.
Hip Hop ist die Sprache der Verdammten dieser Erde. Wut einerseits, Überheblichkeit anderseits lassen sich nirgendwo sonst besser (und in der Herstellung billiger) ausdrücken. In allen Ghettos dieser Erde hat sich dieser Stil etabliert. Und wenn sich Menschen ohne historische Bildung politischer Themen annehmen kommt manchmal Grausames heraus. Die Weltbilder eines Teils der Szene haben sie sich aus familiär tradierten Antisemitismus und Weltverschwörungstheorien aus dem Internet zusammengereimt. Was sie dann zusammen reimen gibt dies wieder:
Schon die Gründerväter des Stils, die Ende der 1960er entstandenen Last Poets, verstiegen sich in ihrer weiteren Geschichte bald vom linken Antirassismus in die Abgründe von Islamismus, Frauenhass und Antisemitismus. Homosexuelle sahen sie als Protagonisten „westlicher Dekadenz“, Feministinnen wollten „doch bloß Lesbierinnen sein“ . Konsequente Vertreter eines solchen Weltbildes waren auch die Public Enemy, die in den 1980ern wesentlich den Siegeszug des Hip Hop anschoben, insbesondere durch Zusammenarbeiten mit unter weißen Middleclass-Kids populären Bands wie den Vorzeigelinken Rage against the Machine. „There’s no place for gays. When God destroyed Sodom and Gomorrah, it was for that sort of behaviour“ oder „If the Palestinians took up arms, went into Israel and killed all the Jews, it’d be alright“ verlautbarte Frontmann Professor Griff.
yasserbilde
Durchaus interessant ist das Auftauchen des Antisemitismus in völlig unterschiedlichen Hip Hop-Welten. El General schuf mit „Rayis li Blad“ die Hymne zum Aufstand gegen den tunesischen Diktator Ben Ali. Der „Rapper, der Ben Ali Angst einjagte“, wie ihn die TAZ bejubelte, widmet seine Reime in erster Linie gegen Israel, das er für alles Unrecht der arabischen Welt verantwortlich wähnt. Der syrische Diktator Assad setzt antisemitische Rapper zur Aufstandsbekämpfung ein . Auf Seiten der Aufständischen kämpft – längst nicht mehr nur mit Worten – der Berliner Denis Cuspert, der einst als Gangster-Rapper Deso Dogg populär war.
Antisemitismus ist im deutschen Gangster-Rap fast Konsens und äußert sich vielfältig: Etwa in Kool Savas` 9/11-Verschwörungstheorien, in Haftbefehls Gelabere von den „Juden von der Börse“ und dessen sowie Integrationspreisträger Bushidos Israel-Vernichtungsphantasien.
Freilich sind geschlossene extremistische Weltbilder insbesondere im Gangster- und „Geläuterter Gangster“-Rap ebenso die Ausnahme wie einzelne gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten die Regel. Die antifaschistischen und demokratischen Kräfte sollten langsam mal kapieren, dass die Bekämpfung letzterer insbesondere in der Popkultur aktiv angegangen werden muss. An alle Brüder, Schwestern, Onkel und Cousinen: Antisemitismus, Homophobie und Sexismus verunmöglichen jegliche gesellschaftliche Solidarität und Weiterentwicklung. Gestalten wie Yasser & Osman sind nur nützliche Idioten für Islam-Hasser.