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„Des kloane Mäderl war nix gschamig…“ – Frauenbilder bei Andreas Gabalier

Er ist der derzeit mit Abstand erfolgreichste österreichische Musiker: Andreas Gabalier. 600.000 Einheiten hat er in wenigen Jahren verkauft, die Musikpreise fliegen ihm zu, die Konzerthallen sind ausverkauft, er hat eine eigene Modemarke am Start und seine eigene TV-Show, die im gesamten deutschsprachigen Raum ausgestrahlt wird. Er ist der Höhepunkt einer seit gut 20 Jahren anhaltenden Entwicklung, des Siegeszuges einer alpinen Pop-Variante, die auch die Modewelt konterrevolutionierte. Das Produkt Gabalier ist perfekt in Szene gesetzt, hier stimmt alles von der Frisur bis zur beachtlichen Qualität der BandmusikerInnen. Und natürlich die politische Einstellung: Gabalier vertritt konservative Werte, Heimatliebe und Idealisierung des Natürlichen, Lob von Männlichkeit und Kameradschaft. Alles mit Augenzwinkern, oft in Form zotigen Landhumors. Besonders bemerkenswert ist seine Haltung zu Frauen; oder Nicht-Haltung dazu. Denn in Gabaliers Textwelten kommen zumindest erwachsene Frauen kaum vor. Dem bleibt er auch in seiner Interpretation der Bundeshymne ohne „große Töchter“ treu und in seinem Kampf gegen das „Binnen-I“ treu.

Was haben wir für Bezeichnungen für das weibliche Geschlecht bei Gabalier? Da wären etwa
„Zuckerpuppen“, „Baby“, „Engerl“, „liabes Weiberl“, “liabes Rehlein” „sweet little thing“, “sweet little Rehlein”, „Mäderl”, „Mäderle“, „fesche Madeln“, „kloane Mäderl“, „mein schönes Kind“, und „fesche Dirndln“.
Verniedlichung und Verkindlichung von Lustobjekten ist natürlich insbesondere in Liebeslieder keine Seltenheit, eher sogar die Regel. Auffallend hingegen ist die relative Unzweideutigkeit, mit der der Grazer Jus-Student das Anbahnen sexueller Handlungen auch mutmaßlich Minderjähriger beschreibt, wie im Titel „Fesche Madeln“:

„Des Kloane Mäderl
war nix gschamig und setzt sich auf den Buam drauf
und sie mocht des erste Knopferl
von ihrn engen Bluserl auf“

In einer Live-Version, beim Konzert in der Wiener Stadthalle 2012, fügt Gabalier an das Publikum gewandt noch hinzu: „Wo san die engen Bluserl? Für jedes offene enge Bluserl gibt’s a Schneiztiachl gschenkt“. Geilspechtelei als Unterhaltungsprogramm. Die Halle tobt vor Freude. Erwachsene Frauen kommen bei Gabalier nur selten vor. Und wenn, dann ist ihre Aufgabe ist die Verführung junger, „unschuldiger“ Männer, wie im Titel „Meine Stewardess“: „Ich war doch noch ein Kind“ heißt es, nachdem der Ich-Erzähler des Liedes offenbar Geschlechtsverkehr mit einer Stewardess auf der Toilette eines Flugzeuges hatte.
In „Die Beichte“ besingt er ähnliche „Probleme“:

„Die Hintermoser Kathl is a Saubartel gwesen
I hob viel oba so was hab i nu net gseng
Mit 14 hats ma wolln des erste Busserl geben“

Im gleichen Lied äußert er sich noch wie folgt zum Thema:

„Reiten sagt man lernt ma auf an alten Radl,
oba knackig san im Regelfall die jungen Madl“

Natürlich tauchen auch Männer auf bei Gabalier. Da wären z. B. der „Bergbauernbua“, der „Teifi“, der „Rehbock“, ein „fescher Kampl“, „flotte Buam“ und „Heimatsöhne“.

Thomas Rammerstorfer

t.rammerstorfer@gmx.at