Archiv für den Monat: März 2013

Frei.Wild-Fans protestieren gegen Konzertabsage in Wels – Neonazis und Blaue voll dabei

„Den Stadtverantwortlichen sollte mal jemand gas geben…“ schreibt Robert Faller, Gründer der mittlerweile wegen NS-Wiederbetätigung verbotenen „Nationalen Volkspartei“ – und Anna Sch., rechte Aktivistin aus Wien feixt: „Das ist aber doppeldeutig…“

Nachdem die Verantwortlichen der Stadt Wels angekündigt haben, dass sie keinen Auftritt der Rechtsrock-Band „Frei.Wild“ in ihrer Halle wollen, laufen die Wogen hoch. Dabei kann von einem „Konzertverbot“, „Zensur“ oder dergleichen nicht die Rede sein: Es gab offenbar noch keinen Vertrag zwischen Stadt und Veranstalter (was diesen nicht daran hinderte bereits Tickets zu verkaufen) und wenn ein Hallenbesitzer- oder Verwalter gewisse Dinge nicht in seiner Halle will, ist dies schlicht seine Entscheidung.

Die Wehleidigkeit und Paranoia, die auch die Texte der Band prägen, spiegeln sich nun in den Befindlichkeiten der Fans. Am meisten echauffiert sich wieder mal Rechtsextremist Ludwig Reinthaler: „Ruft an den linksextremen Ausländerbürgermeister 07242/235-0 und beschwert euch“ postet er in der Protest-facebook-Gruppe „Welser Rockfans gegen rote Volksverdummung“. Eifrigster Poster ist der stadtbekannte Nazi-Skinhead Markus S., der plötzlich zu einem eifrigen Verfechter von Meinungsfreiheit und Toleranz mutierte. Auf gewohnt niveauvolle Art und Weise schafft er Satzmonster wie: „Was haben die nen knall drecks Medien Hetze gegen.eine unpolitische Deutschrockband soweit sind wir schon .“
Beim Frankenburger Martin K. wiederum gehts mit dem Pathos durch: „Ich werde nicht Ruhen bis das geklärt ist“ und „ich werde kämpfen sogut ich kann!!“ meint er. Carina M. wiederum ist einer großen Verschwörung auf der Spur: „Dass schlimme ist es geht nicht nur um das konzert von freiwild. In letzter zeit wird einfach alles was nur in die richtung rock/metal geht von antifa etc. abgesagt!“ Pro Frei.Wild Wels assistiert: „Das ist vollkommen richtig!! Es geht um Österreichische Grundrechte un um die Demokratie!!“

Spannend ist auch, wer sich bei den „Welser Rockfans“ alles als solcher outet: So dürfen wir unter andrem den Wiener FP-Politiker Johann Gudenus und den Tiroler Werner Königshofer, welchem das bewundernswerte Kunststück, wegen rechtsextremer Äußerungen aus der FPÖ ausgeschlossen zu werden, gelang, als Neo-Welser begrüssen. Rock on!

Eine kleine Anmerkung zu „Frei.Wild“

Aufgrund der im Mai bevorstehenden Konzerte der Südtiroler Band „Frei.Wild“ in Wels, Graz und Kufstein wurde ich mehrmals um meine Meinung dazu gefragt,  und so möchte ich die hiermit verkünden;)

„Frei.Wild“ haben rechtskonservative, deutschnationale, mitunter gewaltverherrlichende Texte. Sie wähnen sich als Opfer antifaschistischer Verschwörungen und ihre Jammerei diesbezüglich ist schlicht erbärmlich. Sie füllen die Lücke, die die „Boehsen Onkelz“ im Sektor des pubertären Selbstmitleid-Rocks hinterlassen haben.

Allerdings halte ich ihre Distanzierung vom Neonazismus für glaubwürdig. Die Ansichten der „Frei.Wild“ sind – leider! – ebenso durchschnittlich wie ihre Musik. Ich bin keineswegs der Meinung, dass man diese Konzerte verbieten sollte. Vielmehr sollte man sie zum Anlass nehmen, den Vormarsch rechter und konservativer Ansichten gerade bei österreichischen Jugendlichen zu thematisieren und zu diskutieren. Denn längerfristig stellt dieser eine grössere Bedrohung für Demokratie und Menschenrechte dar als einzelne NS-Bands und -Banden.