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Graue Wölfe auf Expansionskurs

Der Linzer Bürgermeister Luger hat nun endlich angekündigt, eine von mehreren Forderungen von AntifaschistInnen zu erfüllen und die „Grauen Wölfe“ (Avrasya) aus dem Linzer Integrationsbeirat zu komplementieren. Grund ist das Bild eines Avrasya-Vorstandsmitglieds auf einem Gedenkstein im ehemaligen KZ Mauthausen, das diesen beim „Wolfsgruß“ zeigt. Die Sache hat eine Vor- und eine Nachgeschichte.

Am 20. und 21. Februar kam es zu Auftritten einer türkisch-nationalistischen Theatergruppe in Linz und Wien. In Linz war man im Volkshaus Neue Heimat zu Gast, was schon im Vorfeld zu Protesten des Antifa-Netzwerkes führte (1), die von der Linzer SP wie gewohnt ignoriert wurden. Auf dem Weg des Trosses, bestehend aus den aus der Türkei angereisten Theater-Menschen und heimischen Grauen Wölfen, kam man dann auf die ulkige Idee, in Mauthausen ein paar Erinnerungsfotos zu schießen. So weit, so schlecht.

Drei Wochen später, am 13. März 2016, veröffentlichten die Linzer Grünen ein Bild aus dieser Reihe. Der abgelichtete Schriftführer von Avrasya, Abdurrahman A., bedauerte die Aufnahme, wortreich, aber eingedenk von ebenso einschlägigen Bildern auf seiner Seite reichlich unglaubwürdig. Der Verein Avrasya selbst brachte nicht mal eine Entschuldigungs-Floskel zustande. Vielleicht hat man auch keine Zeit gefunden, immerhin gab es ja am Wochenende der Veröffentlichung eine große Sause: Die Eröffnung eines neuen Graue Wölfe-Stützpunktes in Friedburg im Bezirk Braunau.

Die Grauen Wölfe auf Expansionskurs: Neue Lokale in Ried i. I., Wels, Bergheim und Friedburg

Seit Jahren expandieren die Grauen Wölfe, insbesondere in der Region von Oberösterreich südlich der Donau bis ins Umland der Stadt Salzburg. Oberösterreichische, Salzburger und bayrische Rechtsextreme kooperieren hier anscheinend eng. 2013 eröffneten die Grauen Wölfe in Ried im Innkreis, 2014 in Wels. Im gleichen Jahr wurden in Bergheim bei Salzburg zwei Bürogebäude erworben und umgebaut, es folgt nun ein ehemaliges Autohaus in Friedburg. Das sind keine kleinen Investitionen: Allein der Kauf in Bergheim kostete 900 000 Euro. Laut Auskunft gegenüber dem „Salzburger Fenster“ (2) wurden 30 000 mittels Spenden aufgebracht, der Rest – das wären noch schlappe 870 000 Euro – per Kredit. Umso bemerkenswerter ist der teure Expansionskurs eingedenk der jüngsten teuren Wahlniederlagen der Mutterpartei der „Grauen Wölfe“, der MHP: letzten Herbst konnte sie in Österreich gerade mal 7 % der türkischen WählerInnen erreichen. Auch insgesamt gab es herbe Verluste, man hält 12 % in der türkischen Nationalversammlung.

„Wir“ und sie: Zwischen Unwissenheit und machtpolitischen Kalkül

Bei der Eröffnung im März 2016 in Friedburg gab es auch eine Reihe von Ehrengästen: Neben Führern der Wölfe aus Österreich und Deutschland gaben sich auch zwei Bürgermeister aus der Region die mit osmanischem Tam-Tam inszenierte Veranstaltung. Ich gehe davon aus, dass die beiden nicht genau wussten, wo sie da eigentlich waren und verzichte auf eine namentliche Nennung. Sie stehen für das eine Problem im Umgang mit Extremismus unter MigrantInnen, die weitgehende Ahnungslosigkeit. Für das andere, das machtpolitische Kalkül, steht Klaus Lugers Linzer SPÖ. Die letzten fast 10 Jahre befand sich die Sozialdemokratie der Stahlstadt, und nicht nur die, auf einem Kuschelkurs mit den Grauen Wölfen. Man holte sie in den Integrationsbeirat, auf den 1. Mai-Aufmarsch, es gab Subventionen und Besuche. Im Gegenzug unterstützten politisch rechts stehende Menschen mit türkischem Migrationshintergrund die SPÖ, wobei bei den letzten Gemeinderatswahlen 2015 auffallend viele SP-KandidatInnen aus dem erstarkenden religiös-konservativen Spektrum kamen.

(1) http://ooe.kpoe.at/article.php/2016012723363518
(2) http://www.salzburger-fenster.at/redaktion/aktuelle_berichte/tuerkische_graue_woelfe_bauen_ihr_netzwerk_aus_art10922/