Kampf der Kulturen in Oberösterreich: Von wahnsinnigen Welsern, Frei/Wild und Wagner

Linz: Richard Wagner, 1. Akt

„Die Aufführungen der Wagner Opern im Linzer Landestheater hatten Hitlers Liebe zum Germanenkult geweckt.“[1] Allein: Das Landestheater schien ihm doch dem Wagner`schen Pomp unangemessen. Also lies er ein Opernhaus für Linz planen. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Den Notwendigkeiten des Vernichtungskrieges zu Folge produzierte Linz Kanonen statt Kanons. Aber nun war es endlich soweit: Am 12. April eröffnete der Bunker an dem vom Hitler (oder gar der Vorsehung?) auserkorenen Ort in der Blumau seine Pforten. Nur die FPÖ war, wohl in Unkenntnis des Führerwunsches, quasi irrtümlich statt deutschtümlich, dagegen. Begonnen wird, unschwer zu erraten, mit Wagner, dem „Wegbereiter des Neuen“ (Musiktheater-Eröffnungsbroschüre) oder auch der „größte(n) Prophetengestalt, die das deutsche Volk besessen“ (Hitler).

Wels: Frei/Wild vs. freie Szene

Ja, die freie Szene. Ihr geht es wie Hans im Glück. Da hat man Subversion ohnehin schon für Subvention schlecht getauscht, und jetzt wird einem die auch noch gekürzt. Aber dazu später. Agiert diese Szene also leider weder frei noch wild, beansprucht dies zu sein nun eine Truppe rechts-konservativer Südtiroler namentlich für sich: Frei.Wild. Die wollten in Wels spielen und haben auch gleich fleißig angefangen, Tickets zu verkaufen, allerdings, wenig bauernschlau, die Rechnung ohne den Wirt und vor allem ohne Vertrag gemacht. Letzterer kam auch in Folge nicht zustande, da der Wirt – Vizebürgermeister Hermann Wimmer – keinen wollte. Das wiederum führte zu allgemeinen Wut- und Trauerbekundungen von Frei.Wild-Fans, insbesondere natürlich deren Welser Fraktion, die größtenteils aus Freiheitlichen und/oder Neonazis zu bestehen scheint. Ober-Jammerlappen war wieder mal Ludwig Reinthaler: „in dieser Stadt wird alles verboten was nicht linksextrem ist!“ analysierte er, und zwar von „Wahnsinnigen Welser linksextremen ausländer-Politiker ( Koits und Konsorten )“. Rechtschreibschwächen im Original.

Wels: Richard Wagner, 2. Akt

Und dann war da natürlich noch mal Wagner! Der hat nicht nur bei Hitler gewisse Lieben mit bekannten Folgen erweckt, ihm gehört auch die Zuneigung des stramm deutschnationalen Teils des Welser Bürgertums. Darum gibts jedes Jahr ein Wagner-Festival in Wels. Das Publikum ist besonders kaufkräftig, und das freut die Unternehmer und ihre Parteien. So kaufkräftig aber dann doch wieder nicht, dass man nicht noch massiv Steuergelder zuschießen müsste: 80 000 Euro jährlich, also fast der Hälfte der im Kulturbudget vorgesehenen Ermessenausgaben, so beschlossenen von VP und FP. Einen Umstand den zu kritisieren u. a. auch ein Mitarbeiter des Kulturzentrums „Alter Schlachthof“ wagte. Dem die oben angeführten Parteien daraufhin die Subvention strich. Die Welser Haselnuss-Koalition ist offenbar der Meinung dass andere Meinungen nicht zulässig sind.